In meinen 20 Jahren als Bürgermeister habe ich mich über keinen Vorgang so sehr geärgert, wie über die seit zwischenzeitlich seit einem Jahr gesperrte Marktstraße wegen eines ignoranten, überheblichen Anwalts aus Berlin.
Er hat das Haus Dammstraße 1 vor vielen Jahren für ein paar Euros aus Spekulationsgründen gekauft, sich nicht ansatzweise um die Immobilie gekümmert und als er dann bemerkte, einen Fehleinkauf getätigt zu haben, wollte er uns die Ruine schenken. Was wir natürlich abgelehnt haben.
Seit mehr als einem Jahr werden wir von dem „feinen Herren“ hingehalten. Die beauftragte Abrissfirma aus Lengenfeld vertröstet uns leider auch ein ums andere Mal.
Von Seiten des Landratsamts Mittelsachsen als untere Bauaufsichtsbehörde bekommen wir keine Hilfe, da durch Sperrung der Straße keine Gefahr für den öffentlichen Raum ausgeht.
Auch Reportagen im Fernsehen konnten den Mann aus Berlin nicht zum Einlenken bewegen. Als ich die Fernsehteams vor einigen Tagen nach 10 Monaten wieder auf den Fall „schubsen“ wollte, kam die Antwort „kein Interesse, haben schon einmal darüber berichtet“.
Einzige Möglichkeit für uns, die Sache zu lösen wäre, den Abriss selber durchzuführen und im Rahmen der Ersatzvornahme die angefallenen Kosten dem Besitzer in Rechnung zu stellen. Hier würden wir aber bis zum Sankt Nimmerleinstag auf unseren Kosten sitzen bleiben. Mir tut ehrlich gesagt insbesondere die Nachbarin leid, die ihr Haus auf der Marktstraße 5 vor einigen Jahren saniert hat und deren Bausubstanz erheblich unter der benachbarten Ruine leidet.
Leid tut mir auch die Pizzeria Da Luigi auf der Marktstraße, deren Kunden aufgrund der Gleichgültigkeit des Berliner Anwalts seit einem Jahr zum Abholen der bestellten Speisen nicht mehr die Marktstraße befahren können. Ich denke, dass sich dieses Manko erheblich auf den Umsatz auswirkt.
Von Seiten des Gesetzgebers erscheinen mir die vorhandenen rechtlich möglichen Dinge viel zu stumpf zu sein, solchen Menschen richtig schmerzhafte Bestrafungen zuteilwerden zu lassen.
Man müsste solche Menschen nach einer solch langen Zeit ohne Dazutun in Beugehaft nehmen können, um zu erzwingen, dass sich etwas tut. Ich glaube nicht, dass der genannte Herr aus Berlin überhaupt schon einmal in Hainichen war.
Nachdem uns die beauftragte Abrissfirma aus Lengenfeld bislang Hoffnung gemacht hat, alles bis Weihnachten 2024 erledigt zu haben, kam am 28.11. die ernüchternde Nachricht, die ich eigentlich schon lange erwartet habe:
Die Technologie, das Gebäude abzureißen hat sich laut Aussage der Abrissfirma als erheblich komplizierter als geplant herausgestellt, die Keller muss nach dem Abriss verfüllt, das Haus kann aus statischen Gründen nur scheibchenweise abgerissen werden und es sind zusätzlich Bauleistungen erforderlich, welche das Abrissunternehmen selber nicht leisten kann.
Die erforderliche Technik (ein Longfronter) ist derzeit anderswo eingesetzt und mit einem Abriss vor Ende Januar ist nicht zu rechnen. Ob man den Auftrag überhaupt behält oder wegen der Kompliziertheit nicht ganz zurückgibt, ist für mich ebenfalls eine offene Frage.
Ich habe ehrlich gesagt die Hoffnung aufgegeben, dass sich im Bereich Markt-/Dammstraße überhaupt noch etwas tut.
Die (von der Stadt) in Rechnung gestellten Gebühren für die Sperrung der Straße sind für jemanden aus Berlin mit Rechtsanwaltsgehalt lächerlich niedrig. Höhere Sätze sind leider nicht erlaubt. So wird der Bereich zwischen der Markt- und der Dammstraße und damit eine wichtige innerstädtische Verbindung wohl „bis zum Sankt Nimmerleinstag“ für Fahrzeuge gesperrt bleiben.
Dieter Greysinger
Oberbürgermeister
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