Hainichen

camera obscura

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Der Begriff „camera obscura“ (Plural: camerae obsurae) stammt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „dunkle Kammer“.
Das Grundprinzip der „camera obscura“ beobachtet man in einem dunklen Raum, in dem realistische Bilder der Außenwelt durch ein kleines Loch auf eine gegenüberliegende, helle Fläche übertragen werden, wobei das Abbild kopfstehend und seitenverkehrt erscheint. 

Bereits im vierten Jahrhundert vor Christi kannten die Mathematikerschulen der Mohisten in China diese Erscheinung, die auch Aristoteles (384-322 v.Chr.) und Gelehrte, wie der Araber Al Hazen (965-1040) oder Roger Bacon (1214-1292)aus England beschrieben und zur Beobachtung der Sonnenfinsternisse zu nutzen begannen.

In seinen Forschungen über Licht und Optik entdeckte Leonardo da Vinci (1452-1519) den analogen Zusammenhang der Funktionsweise der camera obscura und des menschlichen Auges. Die Camera entwickelte sich zum Hilfsmittel für Zeichner.

Weitere Verwendungsmöglichkeiten veröffentlichte der italienische Physiker Giovanni Batista della Porta(1538 – 1615) in seinen Schriften und erläuterte darüber hinaus die Installation von Hohl- und Planspiegeln und die Verwendung von Linsen. Mit den Spiegeln konnte das bewegliche Außenbild, das bisher nur auf der der Öffnung gegenüberliegenden Fläche und seitenverkehrt zu sehen war, umgelenkt werden. Durch Einsetzen einer Linse erreichte man eine schärfere und lichtintensivere Bildwiedergabe. Der Betrachter des aufrechtstehenden und seitenrichtigen Abbildes steht im dunklen Raum mit dem Rücken, d.h. 180 Grad verdreht, zum realen Bildausschnitt. Porta reiste durch Europa und verbreitete seine Erkenntnisse, indem er aufsehenerregende Spektakel mit der camera obscura inszenierte. 

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Johannes Kepler (1571-1630), deutscher Astronom und Mathematiker, fertigte nach diesem Prinzip in einem schwarzen Zelt topografische Zeichnungen. Dabei setzte er ein drehbares Objektivrohr mit verschiedenen Linsenkombinationen ein, was ihm die Vergrößerung oder Verkleinerung der abgebildeten Landschaft ermöglichte.

Bernardo Bellotto (1720-1780), genannt Canaletto, ist der bekannteste Maler, der die Zeichenkamera für seine Arbeiten, insbesondere seine berühmten Stadtansichten, nutzte, um maßstabsgerecht und perspektivisch richtig zu zeichnen. 

Wenn auch die camera obscura mit Erfindung der Fotografie ihre Bedeutung als Zeichenkamera verlor, so waren die Experimente und Kenntnisse über dieses optische Phänomen wesentliche Voraussetzung von Foto-, Film- und Fernsehaufnahmen. In Deutschland können neben Hainichen noch zwölf weitere camerae obscurae besichtigt werden. Die wohI älteste camera obscura in unserem Land befindet sich in der Gemeinde Oybin. Dieses Kleinod gibt es seit 1852. Weitere Exemplare sind inzwischen in Unna, Mülheim an der Ruhr, Frankfurt am Main, Stade, Dresden, Ingolstadt, Biberach an der Riß, in Hamburg, Marburg, Dennenlohe und Arnsberg entstanden.  

Die Hainichener camera obscura

Am 23. Juni 1883 fand die Einweihung der von einem Mitglied des Hainichener Verschönerungsvereins gestifteten camera obscura auf dem Rahmenberg statt. Das einfache kleine Holzhäuschen zu ebener Erde wurde 1908 bei der Neugestaltung der Grünanlage vom alten Standort um einige Meter versetzt und auf einen achteckigen 5 m hohen Unterbau gestellt. Der schlechte Zustand und die durch Vandalismus zerstörte Technik erforderte 1982 die völlige Abtragung des Technischen Denkmals. Von 1982 bis 1985 entstand in dreijähriger Bauzeit ein 11 m hoher Turm, der gute Sichtverhältnisse schaffte. 

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Nach mühevoller Instandsetzung der Optik und der Technik und durch dankenswerte Unterstützung von Bürgern und Betrieben steht seit 1985 interessierten Besuchern diese technische Rarität wieder offen. Die Wiedereröffnung erfolgte im Rahmen der Feierlichkeiten zum 800 – jährigen Stadtjubiläum.

Schematische Darstellung

In einem um 360 Grad drehbaren Kasten befindet sich ein Planspiegel, dessen Neigungswinkel verstellbar ist. Vom Bildausschnitt der Umgebung entsteht ein gleichgroßes, virtuelles (scheinbares), seitenverkehrtes Bild hinter dem Spiegel. Dieses virtuelle Bild wird durch die am unteren Rohrende montierte Linse auf eine drehbare, weißbeschichtete Platte abgebildet. Die in der „dunklen Kammer“ stehenden Betrachter sehen ein farbiges, zeitgleich bewegliches, aufrechtes und nun auch seitenrichtiges Abbild, wobei sich die realen Außenobjekte tatsächlich hinter ihnen befinden. Durch Veränderung der Tischhöhe lässt sich die Scharfeinstellung regulieren.


Öffnungszeiten:

In den Monaten April – Oktober jeweils

Mittwoch bis Freitag von 13.00 Uhr bis 16.00 Uhr

Samstag bis Sonntag von 11:00 Uhr bis 16:00 Uhr

Sonderführungen vereinbaren unter Tel.-Nr.: 0151/16259220

Aus technischen Gründen können bei Niederschlägen keine Führungen stattfinden.

 

Winterpause bis Ende März

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