Im ursprünglichen Zustand des Neorokokosaals „Goldener Löwe“ aus dem Jahre 1908 befanden sich in den vier oberen Ecken die Büsten des ersten deutschen Kaisers Wilhelm II., des sächsischen Königs Albert I. sowie ihrer Gemahlinnen Auguste Victoria von Sachsen-Weimar-Eisenach und Carola von Wasa-Holstein-Gottorp. Die beiden Büsten Wilhelms II. und Alberts I. zieren auch heute noch die vorderen Ecken des Obergadens beiderseits der Bühne, während die beiden Büsten ihrer Gemahlinnen, am anderen Saalende aufgestellt, nicht mehr vorhanden sind.
Auf der Basis eingeworbener Spenden und einer Förderung der Denkmalschutzbehörde des Landkreises Mittelsachsen in Höhe von 2.000 € gelang es der Stadtverwaltung mit tatkräftiger Unterstützung des Fördervereins Altstadt Hainichen e.V., Gipsabgüsse der Kaiserin Auguste Victoria und der Königin Carola anfertigen zu lassen. Diese sollen in naher Zukunft an ihren originalen Standorten wieder aufgestellt werden. Während die Büste der Königin bereits vor Monaten geliefert wurde, konnte die Büste der Kaiserin erst vor kurzem in Berlin abgeholt werden.
Den Abguss der Büste der Königin Carola nach einem Entwurf von Eduard Lürßen fertigte die Firma Form und Abbild Hans Effenberger aus Weinböhla zum Preis von 1.373,47 € an.
Die Gipsformerei der Staatlichen Museen zu Berlin wurde mit der Anfertigung der Büste der Kaiserin Auguste Victoria beauftragt. Die Gipsformerei ist übrigens eine Einrichtung der Stiftung preußischer Kulturbesitz. Die Kosten belaufen sich auf 3.300 € (natürlich sind die Kosten für eine Kaiserin höher als die für eine Königin).
Das Bau- und Ordnungsamt dankt dem Vorsitzenden des Fördervereins Altstadt, Herrn Donald Bösenberg, sowie Herrn Matthias Preiß Sanierungsberater der SKE Kommunalentwicklungsgesellschaft mbH Schneeberg, Mitglied im Förderverein Altstadt, für ihr Engagement.
Nachstehend folgen einige biografische Angaben zu Kaiserin und Königin.
Carola von Wasa-Holstein-Gottorp
Carola, eigentlich Caroline Friederike Franziska Stephanie Cäcilie, erblickte am 5. August 1833 als Prinzessin von Wasa-Holstein-Gottorp im Kaiserstöckl beim Schloss Schönbrunn bei Wien das Licht der Welt und verstarb am 15. Dezember 1907 in Dresden.
Am 18. Juni 1853 fand die Vermählung mit König Johann im Palais des Großen Gartens in Dresden statt. Voraussetzung dafür war der Übertritt Carolas zum katholischen Glauben, den die Wettiner angenommen hatten, um die polnische Königswürde zu erlangen.
Carola widmete sich intensiv karitativen Aufgaben wie dem Aufbau neuer sozialer Institutionen im Königreich Sachsen. So gründete sie 1867 den Albert-Verein und spätere weitere Pflege- und Schulungseinrichtungen und setzte auch Impulse auf den Gebieten der Kranken- und Verwundetenfürsorge. Ihr persönliches Engagement entsprach dem traditionellen Rollenverständnis adliger Damen ihrer Zeit und bot ihr die Möglichkeit, selbstständig zu arbeiten und Anerkennung zu erlangen. Carola leistete mit ihrer Tätigkeit wohl eher unbewusst einen erheblichen Beitrag zur Emanzipation und beruflichen Selbstständigkeit der Frauen.
Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach
Augusta, mit vollem Namen Maria Luise Augusta Catherina von Sachsen-Weimar-Eisenach, wurde am 30. September 1811 in Weimar geboren und starb am 7. Januar 1890 in Berlin. Als Ehefrau Wilhelms I. war sie seit 1861 Königin von Preußen und nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871 die erste deutsche Kaiserin.
Augustas Mutter Maria Pawlowna schmiedete für ihre Töchter Augusta und Marie zeitig Heiratspläne in Richtung Preußen, um den Fortbestand des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach zu sichern. Die Trauung fand schließlich am 11. Juni 1829 im Alter von nur 17 Jahren in der Kapelle des Schlosses Charlottenburg statt. Die ersten Ehejahre Augustas sollen spannungsreich verlaufen sein, da sie aus Sicht der Hohenzollern zu wenig dem damaligen Geschlechterideal entsprach, nachdem der Mann rational und die Frau gefühlvoll zu sein hatte. In politischer Hinsicht erwartete man von ihr am Hofe Zurückhaltung. Sie teilte jedoch ihre Ansichten offen mit und wich somit von der Norm ab. Sie unterhielt Kontakte zum britischen Königshaus und auch zu Fürst Pückler.
„Sie ist zu aufgeklärt und zu liberal, um am preußischen Hof keine Feinde zu haben, aber ich glaube, dass ich in ihr einen Freund gefunden habe, der uns sehr nützlich sein kann.“
Zitat aus Frank Lorenz Müller: „Frauenpolitik. Augusta, Vicky und die liberale Mission“, Dresden, 2015
Augusta pflegte ein von beiderseitiger Abneigung geprägtes Verhältnis zu Otto von Bismarck. Ihre Einflussnahme auf Wilhelm betrachte Bismarck als Grenzverletzung weiblicher Handlungsräume. So befürwortete Augusta zwar eine nationale Einigung Deutschlands unter preußischer Vorherrschaft, wollte die Einheit jedoch mit friedlichen Mitteln erreicht sehen und verurteilte folglich die Einigungskriege von 1864, 1866 und 1870/71.
Sie engagierte sich karitativ vor allem in der Soldatenfürsorge und Verwundetenpflege. Sie beteiligte sich an der Organisation des 1865 neu gestifteten Luisenordens ebenso wie an der Gründung des Vaterländischen Frauenvereins 1866. Letzterer kümmerte sich um die Verbesserung der Lage verwundeter und erkrankter Soldaten.
Augusta verstarb im Alter von 78 Jahren an einer Atemwegserkrankung. Ihrem Testament folgend erhielten das Rote Kreuz und Wohltätigkeitsorganisationen in Berlin und Koblenz finanzielle Zuwendungen.
Ein großes Dankeschön gilt den großzügigen Spendern, welche die Anschaffung der Büsten erst möglich gemacht haben: Namentlich seien hier Prof. Dr. Jobst Henker aus Dresden, Reno Krönert aus Hainichen, die Firma Ostmilch sowie die Firma Alfons Lenz genannt. Hinzu kommt die Unterstützung durch die Untere Denkmalschutzbehörde im Landratsamt (namentlich Falk Uwe Langer) den Verfügungsfonds der Stadt Hainichen sowie den Altstadtförderverein Hainichen e. V.
Bei der Stadtverwaltung hatte sich Hartmut Stenker in den vergangenen Jahren mit viel Engagement der Sache angenommen. Er trägt ebenfalls maßgeblichen Anteil daran, dass diese Vision Wirklichkeit werden konnte. Herr Stenker, langjähriger Sachgebietsleiter der Bauverwaltung im Rathaus, war kurz vor dem Neujahrsempfang zum Jahreswechsel aus den Diensten der Stadt ausgeschieden und in den wohlverdienten Ruhestand gegangen. Der Oberbürgermeister nahm den Vortrag von Hartmut Stenker beim Neujahrsempfang zu den beiden Büsten und den sehr feierlichen Rahmen des Neujahrsempfanges zum Anlass, Hartmut Stenker für dessen jahrzehntelanges Engagement bei der Stadt zu danken.
Dieter Greysinger und Hartmut Stenker
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